Dornröschen und die Brombeeren

Nachdem wir in dieser Woche nicht schlecht geschaut haben, als ein sehr engagierter Bekannter des Käufers der anderen Hälfte des Grundstück sich als extrem ambitionierter Baggerfahrer entpuppt hat, ging es heute weiter. Er hat die Woche über die Garagen komplett abgerissen und sogar die äußerst beständigen und robusten Beton-Bodenplatten schon zerstört. Für uns galt es also noch den Bauschutt in die Container zu verfrachten und die sehr verwucherte Brombeerhecke zu beseitigen. Wer sowas schon mal gemacht hat, weiß, dass es etwas an das Märchen von Dornröschen erinnert. Mit dem Unterschied, dass es nicht nur 1 Nadel ist, an der man sich piekst, sondern zig kleine Dornen, die sich ungefragt im Körper verewigen. Zwar hat sich Dornröschen mit 15 Jahren an der Spindel gestochen und damit lässt es sich laut Bruno Bettelheim darauf schließen, dass „Eltern das sexuelle Erwachen ihrer Kinder nicht verhindern können“. Es geht um große Veränderungen im Leben. Um das Erwachsenwerden. Vielleicht hatten die Dornen es ja aus diesem Grund auf mich abgesehen? Ein Haus zu bauen ist ja durchaus etwas, was zum Erwachsenwerden dazugehört. Nicht zwangsläufig. Aber ich habe noch kein Kind getroffen, das sich über die Wahl von Klinkern und Fugenfarben Gedanken macht. So oder so, hätte das Universum mir anders zeigen können, dass ich jetzt wohl erwachsen bin. By the way, möchte ich das gar nicht. Nicht zu 100%. Ein bisschen kindliche Freude und Entdeckergeist hat noch nie geschadet.

Und deshalb haben wir uns gestern auch nach diesem sehr erfolgreichen Tag auch noch ein paar Minuten zum Innehalten genommen. Wir haben das gesamte Grundstück entdeckt. Und die Nachbarschaft. Ein riesiger Erfolg: Wir dürfen die angrenzenden Bäume zum Nachbargrundstück zu angemessener Zeit kürzen – so wie wir es wollen. Toll! Wir freuen uns einfach so sehr auf den Baubeginn. Aber genauso über die Phase jetzt. Es macht tierisch Spaß abends zu sehen, was man alles geschafft hat. Und man wird hier tatsächlich wieder zu einem kleinen Kind. Man hat Visionen und Träume. Man stellt sich vor, wie später alles sein wird. Und man zählt die Tage bis – nein, nicht der Weihnachtsmann kommt – der Bauleiter kommt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..