…Na gut, wir waren in keiner Versteigerung. Aber heute war wohl für den gesamten Verlauf des gesamten Projekts der wichtigste Tag: das Verkaufsgespräch bzgl. des Grundstücks. 4 Menschen – 3 Käufer, 1 Verkäufer und ein Haufen Nervosität und Spannung.
(An-)Spannung lag schon in den letzten Tag in der Luft. Es gab die Ergebnisse der Bodenprobe am Montag. Die Kosten überstiegen unsere ursprünglichen Planungen mit Puffer deutlich. Unser Problem: Das Grundstück hat 1m Mutterboden. Als Gärtner würde ich mich freuen, aber für den Hausbau ist das einfach…Blöd. Das Nachbarhaus hat einen Keller, der mit einer Stahlplatte geschützt werden möchte. Und so explodieren die Kosten. Ein weiteres Problem sind die Erschließungskosten. Auch hier hatten wir schon einen Puffer. Der ist aber im wahrsten Sinne des Wortes verpufft. So war das jetzt nun wirklich nicht gedacht. Das Ende des Projektes? Wir waren nun schon so häufig kurz davor…und in dieses Grundstück hatten wir uns verliebt wie in keines zuvor. Es passte alles: Ausrichtung, Sonnenverlauf, Größe, Anbindung, Entfernung zur Familie, Versorgung durch Geschäfte und Co., Draht/Sympathie zum Verkäufer. Warum muss das jetzt so passieren? Wir mussten eine Lösung finden.
Also sammelten wir Argumente. Wir konnten diese enormen Zusatzkosten für die Erschließung und die Bodenarbeiten einfach nicht schultern. Ich (die Bauherrin) war bereits seit 4 Uhr morgens wach und spielte alle Szenarien durch. Kämpfen, anders orientieren, aufgeben. Das Letzte strich ich direkt. Das zweite auch ziemlich schnell, da das Herz einfach schon zu sehr für dieses Grundstück schlug. Also: kämpfen! Vor Aufregung hat mich mein Mann gebeten die Verhandlung maßgeblich zu führen, da ich im Kontext der Hochzeit auch so Einiges erfolgreich ver- und gekauft hatte. Ufff! Schaffe ich das? Zwischen einem Stapel Holzdekoscheiben und einem in Form eines Grundstücks gebildetem Zukunftstraum lagen doch ein paar Euros. Egal. Fokus. Es galt also sich selbst einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Was war der Unterschiede zwischen den Holzscheiben und dem Grundstück. Waren doch nur ein paar Nullen. Die kann man ja auch streichen. Gedanklich getan. Für gute Stimmung und etwas positive Energie hörten wir uns das Lied „Wunderfinder“ von Alexa Feser an. Das spielte ja schon auf der Hochzeit durch unsere Schwester/Schwägerin eine sehr besondere Rolle.
„…Ein kleiner Punkt am rechten Rand der Galaxy
Die Welt genannt….“
„…Und auf dem Punkt da leben wir
Wenn man den Blick auf’s Ganze lenkt
Ist jeder Tag wie ein Geschenk
Denn aus dem Nichts das vor uns war
Wurde mit uns ein Wunder wahr
Bist du ein Wunderkind oder vor Wunder blind
Sag mir ob du verstehst, dass wir ein Wunder sind
Diese Welt wird für Wunder immer blinder
Wenn du sie sehen kannst bist du ein Wunderfinder…“
Wir empfinden es tatsächlich täglich als Geschenk uns über solche Themen Gedanken machen zu dürfen. Wir sind Wunderkinder – auf der Suche nach unserem ganzen eigenen Punkt in der Galaxie.
Wir kamen in den Raum, in dem wir auf den Verkäufer trafen und wurden sehr freundlich begrüßt. Ja, wir mochten und mögen den Verkäufer sehr. Es passt menschlich. Eine Wellenlänge. Wir berichteten von den Ergebnissen und der Verkäufer reagierte ähnlich wie wir als wir davon erfuhren. Er war geschockt. Mit so einem Ergebnis hatte er nun wirklich auch nicht gerechnet. Wir spielten ein paar Optionen durch. Das Grundstück sollte halbiert werden. Für die zweite Hälfte gab es schon einen Käufer. Einen Freund des Verkäufers. Man kennt sich hier eben. Auf dem Grundstück steht ein Mehrfamilienhaus. Könnte man hier vielleicht eine Anbaulösung machen? Wir prüften die Idee und stellten fest, dass wir das Haus entweder nach ganz hinten stellen müssten, da im hinteren Bereich des Mehrfamilienhauses ein zweiter Hauseingang ist und das wäre für uns ungünstig durch den Sonneverlaufes. Alternativ müssten die Bewohner IMMER durch unser Carport. Das ist auch doof. Die zweite Idee war zumindest die Bodenarbeiten in Eigenleistung zu machen. Dann verlieren wir die 10 Jahre Garantie von Viebrock. Oh nein! Und so oder so löst es nicht das Problem, das die Erschließung so teuer ist und das Regenwasser auch noch richtig abgeführt werden muss.
Das Gespräch entwickelte sich so, dass es so aussah als ob es ein jähes Ende finden würde. WARUM? WARUM ZUM KUCKUCK ist „ein bisschen“ Buddeln, was wir alle in der Kindertagen gemacht haben, und ein paar Rohre für Wasser und Pupsis so teuer? WARUM? Und hier ist ein ziemlich deutlicher Unterschied zu all‘ möglichen anderen geldorientierten Verkäufern deutlich geworden. Wir wurden mit dieser Herausforderung nicht alleingelassen. Sowohl der Verkäufer als auch der zweite Käufer suchten gemeinsam mit uns nach einer Lösung, mit der wir alle vier zufrieden sein konnten. Wir führten weiter unsere Argumente und nannten Sie: unsere Vorstellung der Kaufpreissumme. Diese lag meilenweit von der ursprünglich genannten Kaufpreissumme entfernt: So meilenweit wie die tatsächlichen Erschließungskosten und GSA-Kosten (Grundstücksspezifischen Arbeiten) von den geschätzten. Und wieder war es soweit. Kurz vor Ende der Verhandlung. Irgendwie nahm das Gespräch eine Wendung. Wir gingen 15.000€ höher, der Verkäufer 30.000€ runter und der Käufer mit einem Anteil 10.000€ hoch. DAS IST TEAMWORK! Heiliges Wasserrohr! Wir telefonierten direkt an diesem Abend, geschätzt so gegen 21 Uhr mit dem Finanzierer. Danke an dieser Stelle nochmal an FRIELING FINANZ für diesen Service. Ich hatte Schwierigkeiten die Situation zu begreifen. Wir saßen noch am Tisch mit dem Verkäufer und dem zweiten Käufer. Mein Mann telefonierte mit dem Finanzierer und ich versuchte dem Verkäufer irgendwie von der Stirn ablesen zu können, wie die Stimmung war und meinem Mann eine Tendenz ansehen zu können. Mein Herz! Wenn diese Anspannung länger anhält, können wir es knicken, weil die Finanzierung in weniger Jahren aufgebaut werden muss, weil ich nur noch eine Lebenserwartung bis ins Alter von 40 Jahren habe. Und dann war es soweit: Das Go von dem Finanzierer. Wir gingen zu dem Verkäufer und zu dem zweiten Käufer, die inzwischen in einem Nebenraum waren. Wir teilten Ihnen das Ergebnis mit und dann war es offiziell. Wir hatten uns geeinigt. Geeinigt auf was? Das nächste Level bei „Die Sims“. Es ist so unwirklich. Wir einigten uns per Handschlag und lagen uns in den Armen. WOW! Unbeschreiblich. In zwei Wochen folgt der Notartermin. Morgen setzen wir uns mit dem Finanzierer zusammen. Ab nach Hause. Eltern und Schwiegereltern anrufen.
Wir werden ein Haus bauen. Verrückt.
Danke Galaxie.
Deine Wunderfinder.